Montag, September 11, 2006

Bavariapapst

Es ist eigentlich wieder an der Zeit, etwas von meinen genialen Gedanken der erstaunten Umwelt mitzuteilen.

Zuerst das wichtigste. Seine Heiligkeit ist hier bei uns. Wir - die Bayern - sind Papst. Schließlich ist Benedikt Bayer. Stoiber hat gesagt, es schlägt in ihm ein bayrisches Herz. Beim Beurteilen von EKG`s ist mir eine derartige Eigenschaft nie aufgefallen. Vielleicht hat Herr Stoiber sich ja geirrt, sonst hat er nämlich immer Recht - selbst, wenn er verkündet, dass es sinnvoll ist, für zwei Milliarden Euro eine Hochgeschwindigkeitsmagnetschwebebahn von München nach Erding (30 km ) zu bauen, weil sich dadurch die Entfernung vom Hauptbahnhof zu den Flugzeugen verkürzt und man dann gleich am Bahnhof einsteigen kann. Prima, nicht wahr?

Zurück zu Benedikt. Wir sind so stolz, dass er hier ist und nicht in Berlin oder Köln oder Wanne-Eickel. Er ist halt ein echter Bayer, wie alle Menschen hier - wenn man von den eingewanderten Preußen und Türken absieht. Aber das sind nur geduldete Bürger zweiter Klasse, die bei den nächsten Terroranschlägen sowieso abgeschoben oder eingesperrt werden.

Seid Ihr jetzt eifersüchtig auf uns, weil wir den Segen seiner Heiligkeit direkt empfangen? Übers Fernsehen ist er natürlich weit weniger wirksam. Aber grämt Euch nicht - auch aus Eurem Land wird ja ab und zu etwas Positives berichtet. So habt Ihr mehr Arbeitslose, ein größeres Staatsdefizit, mehr Hauptschulen, mehr Unternehmensberater und RTL.
Euer Ministerpräsident ist mit dem unseren sowieso nicht vergleichbar. Unserer produziert zur allgemeinen Erbauung seiner Untertanen viel mehr Schwachsinn, von allen wird anerkannt, dass er der begnadetste Stotterer Mitteleuropas ist. Ein Nestbeschmutzer wie der Eure ist er aber nicht.

In Bayern wird noch auf die wahren Werte geachtet. So haben zur Fußballweltmeisterschaft die Schulkinder nicht frei bekommen, um selbst miterleben zu können, wie unsere Helden das wichtigste Spiel versaubeuteln, aber zum Besuch von Benedikt haben alle frei - die rechtgläubigen Katholiken, die Moslems und sogar die Protestanten.

Ihr schon gehört, wie genial wir das Problem der Beseitigung von Restmüll gelöst haben? Was nicht mehr in die Tonne passt, kommt in einen alten Koffer oder in den leeren Karton von der Mikrowelle, der schon so lange rumsteht. Koffer oder Karton bringen wir dann auf den nächsten Bahnhof – die Polizei übernimmt freundlicherweise deren fachgerechte Beseitigung. Ich frage mich, warum jemand überhaupt noch die ständig steigenden Müllgebühren zahlt, Bahnhöfe gibt es doch überall.

Die libanesischen Hobby- Bombenbastler haben zwar beachtliche Initiative und Kreativität gezeigt, waren aber schreckliche Dilettanten. Was ist das für ein Technikum, wenn seine Studenten nach mehreren Semestern noch nicht wissen, dass für die Verbrennung von Kohlenwasserstoffen Sauerstoff erforderlich ist. Um besser in der Pisastudie abzuschneiden, sollte ein zweisemestriger Kurs im Bombenbauen eingeführt werden.

Ist Euch schon aufgefallen, dass das Geld schon immer am 25. des Monats zu Ende ist? Warum ist noch niemand auf meine geniale Idee gekommen, die Monate zu verkürzen? Ich tue das seit Anfang des Jahres – das Geld reicht jetzt bis Monatsende, nächste Woche beginnt der Dezember und dann ist ja auch bald Weihnachten.

Von unserer Regierung kann ich wieder nur Gutes berichten. Geradezu genial ist es, die Steuer Anfang 2007 kräftig zu erhöhen. Alle Leute kaufen jetzt schnell noch einen Zehnjahresvorrat an Bleistiften, Briefmarken, Weintrauben, Klopapier, Kronleuchtern, Bananen, Knäckebrot und Zahnpasta. Der Konsum steigt, die Konjunktur brummt, es gibt neue Arbeitsplätze.

Aus Kreisen von Hartz-IV-Empfängern wird schon die Befürchtung laut, dass sie in Zukunft wieder vor 12 Uhr aufstehen müssen. Nur die aus den Medien sattsam bekannten Berufspessimisten und Bedenkenträger jammern, dass es 2007 zu einem Rückschlag kommt. Das ist Unsinn – unsere Regierung hat nämlich einen (noch geheimen) Plan, der das verhindert. Weitere Steuererhöhungen 2008, 2009, usw., jedes Jahr. Die Konjunktur brummt weiter, das Wirtschaftswachstum steigt auf über 10 %, 2015 sind die Steuern dann bei 75 % angelangt, es besteht Vollbeschäftigung, die Politiker versprechen die Rente mit 35 und ein Kindergeld von 2000 Euro. Alle Menschen sind glücklich. Die rechten Parteien ziehen mit der Parole in den Wahlkampf: „ Wir Deutschen zeigen der Welt wieder einmal, wo es lang geht.“

Auch im Nahen Osten sind wir Deutschen jetzt wieder dabei. Diesmal werden wir verhindern, dass Syrien die böse Hisbollah mit Raketen versorgt und Kriegsschiffe vor der libanesischen Küste stationieren. Ob jemand Herrn Steinmeier einmal in einem Schulatlas gezeigt hat, dass es zwischen Syrien und dem Libanon eine lange gemeinsame Landgrenze gibt? Aber vielleicht stellen wir ja eine Gebirgsmarine auf.

Auf jeden Fall ist es aber gut, dass die Zerstörer mal aufs Meer hinausfahren – wenn sie noch länger im Hafen liegen, kann es passieren, dass sie unbeweglich werden, weil der Kiel in einem Haufen von Bierbüchsen feststeckt. Auf eine entsprechende Anfrage hat mir das Verteidigungsministerium mitgeteilt, das Problem sei bekannt, eine hochrangige Kommission mit einem Staatssekretär und einem General an der Spitze habe sich schon drei Jahre damit beschäftigt und jetzt eine Lösung gefunden. Demnächst werde eine Verordnung erlassen, dass Bier im Hafen nur noch aus PET-Flaschen getrunken werden dürfe. Die Verordnung hatte sich verzögert, sie konnte erst erlassen werden, als die Grünen nicht mehr an der Regierung waren.

Jetzt muss ich aufhören ( wird auch Zeit ) – zwar drängt es mich , meine Mitmenschen mit meinen wundervollen Gedanken zu beglücken, aber Mama hat mir bedeutet, sie habe es satt, noch mehr solchen Scheiß zu schreiben.

Genies wurden eben schon immer verkannt!
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