Donnerstag, April 27, 2006

Familiäres

Leider findet im Augenblick kein Gedankenaustausch mit Katze Lisa statt, sie ist beleidigt. Bei einer Diskussion über die Rütlischule hat sie mich einen senilen Snob genannt. Senil stimmt ja, aber der Snob hat mich geärgert, so dass ich es ihr heimzahlen wollte und sie einen mottenzerfressenden Bettvorleger nannte. Jetzt redet sie nicht mehr mit mir.

Das Problem mangelhafter Erziehung im Elternhaus konnten wir daher nicht ausdiskutieren. Jetzt berichte ich Dir, was mich bewegt.

Hauptsächlich freue ich mich über etwas in der näheren Verwandtschaft und das lenkt meine Gedanken auf das häusliche Familienleben.

Endlich beginnt der Staat regulierend in die familiäre Lebensführung einzugreifen. Schon lange besteht zwar ein Konsens, dass der Mann seiner Frau die Bratpfanne nicht auf den Kopf haut, nur weil das Steak innen noch rot ist, aber in den wirklich wichtigen Fragen des täglichen Ehelebens wurde ein hoheitliches regulierendes Eingreifen des Staates bisher bitter vermisst.


Unsere neue Familienministerin ergreift jetzt eine lobenswerte Initiative und zeigt den Machos, die sich als Herren der Schöpfung aufspielen, wo es lang geht. Erziehungsgeld gibt es nur dann, wenn der Ehemann zwei Monate das Baby pflegt. Das gilt für alle - auch für den Vorstandvorsitzenden, dessen Sekretärin von ihm ein Baby bekommt. Dann muss der Konzern eben zwei Monate ohne den Chef auskommen.

Dieses bahnbrechende vorbildliche Gesetz lässt auf weitere zukunftweisende Gesetzgebungsverfahren hoffen, die sich dann nicht nur auf das häusliche Familienleben beschränken werden.

Das bisher nur durch unsichere Konvention geregelte Zusammenleben von Frau und Mann wird in Zukunft durch strafbewährte Vorschriften geordnet.

Es wird erwartet, dass das mustergültige Verhalten der Eltern in Zukunft zu einer besseren Erziehung und allgemeinen Erhöhung des charakterlichen Niveaus der Bevölkerung führt. Die Kriminalstatistik wird dann deutlich sinken.

Ein Gentleman hat auch bisher seine Frau nicht in den Bauch getreten, die Kinder mit dem Regenschirm verprügelt und die Katze aus dem Fenster geworfen, nur weil das Bier nicht kalt gestellt war. Nicht alle Männer sind Gentlemen, manche sind leider unbelehrbar. Zwar können in unserem Pisa-gebildeten Land nur 5 % nicht schreiben und lesen - wie sich ein Gentleman benimmt, wissen aber viele nicht genau (er wirft die Katze nicht aus dem Fenster). In Zukunft gibt es derlei Probleme nicht mehr. Per Verordnung wird unsere wundervolle Familienministerin vorschreiben, wie oft der Mann abzuwaschen, Betten zu machen, Fenster zu putzen, Bier zu holen, Baby zu wickeln und Bratkartoffeln zu machen hat.

Es wird festgelegt, wer morgens als erster das Klo benutzen darf.

Auch an sich selbstverständliche Anstandsregeln sollen jetzt vom Staat normiert werden.Es gilt dann, dass Sitzplätze in öffentlichen Verkehrsmitteln den Frauen vorbehalten sind. Einkaufstaschen muss der Mann tragen, er hat 3 Schritte hinter der Frau zu gehen. Es wird noch diskutiert, ob Frauen im Auto immer die Vorfahrt haben. Die Ministerin hat eine Kommission eingesetzt, um zu klären, wie man es anstellen kann, dass die Männer die Kinder kriegen.

Auf Proteste ihrer männlichen Ministerkollegen hat sie sich bereit erklärt, in dem Gesetz sogenannte Männerhäuser vorzusehen für geprügelte Ehemänner.

Alle Parteien begrüßen insbesondere die Tatsache, dass zur Durchsetzung der Verordnung eine umfangreiche Überwachungsbürokratie geschaffen werden soll.

Wie ich gehört habe, hat die Ministerin eine sogenannte Fraueninternationale gegründet. Ihr Schlachtruf lautet: Nicht nur Gleichberechtigung, sondern alle Macht den Frauen. Frauen aller Länder, vereinigt euch! Das Programm sieht den Ausschluss aller Männer aus den Regierungen vor, die Enteignung aller männlichen Millionäre, die Überführung der Produktionsmittel in Gesellschaften unter Leitung von Frauen und die Abschaffung des Wahlrechtes für Männer.

Unbelehrbare und renitente Männer sollen in Umerziehungslager eingewiesen werden.

Liebes Tinchen, ich habe den Eindruck, meine Fantasie ist mit mir etwas durchgegangen. Offensichtlich fehlt mir der Gedankenaustausch mit einer kritischen hochintelligenten Katze.

Wenn Du kommst, solltest Du mal ein ernstes Wort mit ihr sprechen!

Dienstag, April 18, 2006

Steuervorschläge

Hier weitere Steuervorschläge für meinen Blog.

Die kombinierte Kondom- und Antibabypillensteuer hat den Vorteil, dass Geld in die Kassen kommt und der Storch wieder mehr Kinder bringt. Zu denken wäre an 50 Euro pro Kondom oder Pille.

Dringend nötig ist eine Altensteuer. Die Alten sind an allem Schuld. Sie hinterlassen unseren Kindern immense Schulden, stehen erst um ca. 10 Uhr auf, leben gemütlich und wollen nicht mehr arbeiten. Sie belasten die Krankenkassen überproportional und weigern sich dann auch noch, baldigst sozialverträglich abzuleben.
Die Höhe der Steuer sollte progressiv sein, voraussichtlich jährlich 3000 Euro je Lebensjahr über 60.

Bei etwas Fantasie fallen mir noch viele Möglichkeiten für sinnvolle Steuern ein, die längst hätten eingeführt werden sollen- wie z.B. die Wassersteuer, die Pinkelsteuer (non olet) die Sonnen- und Regensteuer, die Schlafsteuer, etc.

Die Finanzlage des Bundes ist so ernst, dass auf allgemeinen Wunsch der Bevölkerung (vertreten durch die gewählten Abgeordneten) darauf verzichtet wurde, ihre Pensionsregelung zu reformieren. Zu Recht, denn das macht den Kohl auch nicht fett (keine Anspielung auf unseren ehemaligen Bundeskanzler, denn der ist das schon).

Da sich niemand ein Defizit von 30.000.000.000 Euro vorstellen kann, wurde eine neue Rechengröße eingeführt. Es ist das Peanut - es entspricht 50.000.000 Euro und ist in Bankenkreisen schon länger gebräuchlich. Das Haushaltsdefizit für 2006 liegt jetzt nur noch bei ca. 600 Peanuts, die Bundesschuld bei 30.000 Peanuts - das klingt viel besser und spart im Finanzministerium eine Menge Papier.

Liebes Tinchen - wenn Du meinen Schrieb in den Blog setzt, wird mir vermutlich demnächst das Bundesverdienstkreuz am Bande verliehen. Am Bande ist wichtig, damit ich es nicht nur am Stammtisch, sondern auch am Strand tragen kann.

Mittwoch, April 12, 2006

Nägel mit Köpfen

Ich höre, Du vermisst meine Gespräche mit der Katze Lisa. Im Augenblick gibt es die leider nicht. Beim morgendlichen Zeitungslesen hatte ich meine Freude über die geplanten Steuererhöhungen der Regierung geäußert. Lisa bemerkte dann, ich sei derart borniert, dass weitere Diskussionen mit mir völlig sinnlos seien. Sie hat sich mit der fadenscheinigen Ausrede aus dem Staub gemacht, sie müsse jetzt im Garten nachsehen, ob die Mäuse gut gedeihen.

Unsere neue Regierung macht endlich Nägel mit Köpfen und handelt nach dem Motto, nicht kleckern sondern klotzen. Erfreulicherweise gibt es ja keine nennenswerte Opposition mehr.

Das Finanzproblem soll jetzt auf die einzig sinnvolle Art gelöst werden, durch Steuererhöhung. Die 3 % Mehrwertsteuererhöhung und die 3 % für die kostenlose Versicherung der wenigen Kinder reichen aber bei weitem nicht.

Neue Vorschläge müssen her - jetzt ist Kreativität gefordert vom Volk der Dichter und Denker.
Da Autofahren schon hoch besteuert ist soll jetzt eine Fußgänger- und Radfahrersteuer eingeführt werden (bin ich sehr dafür!). Für jedes Jogging werden Dir dann 8.50 Euro berechnet, Spaziergänge kosten 6.50 Euro (pro Stunde), im Wald das Doppelte. Auch eine Atemsteuer wird erwogen, sie wäre besonders ertragreich, da sie kaum umgangen werden kann.

Endlich sollen die Reichen mehr belastet werden. Es ist ja seit langem bekannt - und Prof. Lauterbach hat es bewiesen -, dass seit Jahren eine Umverteilung von unten nach oben stattfindet. Jeder, der so unverschämt und unsozial ist, so viel zu verdienen, dass er Geld ansparen konnte, muss sich endlich einmal klarmachen, dass schon in der Verfassung steht, dass Eigentum verpflichtet.
Eine jährliche Vermögensabgabe von 25 % wird in wenigen Jahren zu der längst überfälligen gleichmäßigen Verteilung des Reichtums in unserem Lande führen.

Da geplant ist, den vielen Menschen in Not eine Grundsicherung von 1100 Euro zukommen zu lassen, besteht noch weiterer hoher Finanzbedarf.

Die Regierung hat daher die Bevölkerung dazu aufgerufen, weitere Vorschläge für ertragreiche Steuern zu machen und dazu unter der Adresse www.Abzocke-und-Strassenräuber.de eine Homepage eingerichtet.

Montag, April 03, 2006

Zur Fußballwurst

Deine allerliebste Mama hat Lisa eben Deinen Blog vorgelesen, da ich gerade vorbei kam, habe ich alles mitbekommen.

Ich wollte Dir gerade sagen,wie sehr Du wieder Recht hast, dass die ganze Fußballhysterie zum Kotzen ist - da mischte sich Lisa ungefragt in meine Gedanken.

Schon die römischen Kaiser herrschten mit panem et circenses und nicht ohne Grund wird ein gewisser Herr Beckenbauer "der Kaiser" genannt. Schon die alten Römer wussten, dass der Durchschnittsmensch sich jeweils nur mit einem einzigen Thema befassen kann, für mehr reichen die spärlichen grauen Zellen nicht. Das nützt der Regierung, die unwidersprochen neue Steuergesetze auf den Weg bringt - das nützt den Marketingfirmen, die eine ungeahnte primitive Kreativität entwickeln.

Wurst in Fußballform ist eine interessante Idee, "it is a first" eine bewundernswerte Spitzenleistung.

Liebes Tinchen, für Dich ist diese Werbung nicht gedacht. Du bist viel zu intellektuell und suchst in den Werbeaussagen nach irgendeiner Logik, dabei geht es ums Gefühl. Die Werbung braucht möglichst viele Ansprechpartner und damit sie akzeptiert wird muss sie sich auf deren Niveau begeben. Das dürfte so etwa bei einem IQ von 40 liegen - d.h. irgendwo zwischen Debilität und Idiotie. Aber sie kommt an, sie schafft Bedürfnisse, und sie gehört auch dahin, d.h. in die Bedürfnisanstalt.

Versetze Dich doch einmal in die Lage der Underdogs, für die es nur Fußball und nichts anderes gibt. Endlich können sie am Stammtisch eine Meinung äußern, ohne durch faktisches Wissen behindert zu werden. Endlich nennt sie niemand mehr einen Idioten, endlich hört man ihnen zu.

Nicht ohne Grund lautet der Slogan der größten deutschen Zeitung "Bild dir deine Meinung", obwohl gerade das nicht so leicht ist, da eine fertige Meinung immer gleich mitgeliefert wird. Ihr Niveau appelliert dann auch meistens an so natürliche menschliche Instinkte wie Gier, Hass und Neid. Wenn BILD berichten würde, dass jemand es wagt, Zweifel daran zu äußern, dass Deutschland Weltmeister wird, gäbe es wahrscheinlich einen Lynchmord.

Die Weltanschauung vieler Leute beruht auf den Aussagen der Werbung, dem einzigen Buch, das sie je gelesen haben - die ABC-Fibel - und der Meinung von BILD.


Fußball und nur Fußball ist jetzt wichtig. Die Städte schließen Bäder und Kitas - aber renovieren ihr Stadion für 50 Millionen. Die Gewerkschaft fordert eine Arbeitsunterbrechung und Fernsehen während der Spiele, das Militär setzt Awacs-Flugzeuge ein. Heute stand in unserer Zeitung: Die Fifa hat vom Nürnberger Klinikum verlangt, dass ein separater VIP-Eingang in die Außenmauer gebrochen wird. Schließlich kann einem prominenten WM-Gast nicht zugemutet werden, die gleiche Tür zu benutzen, wie der gemeine Fußballfan. Auf allgemeinen Wunsch der Bevölkerung wurde das Frankenstadion in "easyCredit-Stadion" umbenannt, das lässt sich leicht rechtfertigen, da der neue Name typisch fränkisch ist. [Anm.d.T.: Papa, sag dass das nicht wahr ist!]


Die Werbung zeigt statt nackter Busen nur noch das herrliche runde schwarz-weiße Leder. Fußball ist in normalen Zeiten lästig - jetzt ist der Rummel schwer erträglich.

Liebes Tinchen, bei Beurteilung der Werbung musst Du versuchen, wie die Fußballfans zu denken, da Dein IQ sicher erheblich über 40 liegt, ist das nicht ganz einfach. Du, die Du sechs Sprachen sprichst, versuche Dich in jemanden zu versetzen, der eine einzige Sprache nicht mal richtig sprechen kann. Durch Deinen Beruf gerätst Du schnell in den Verdacht, ein Snob zu sein. Tröste Dich damit, dass von Deinen Steuern zahlreiche Leute gut leben, die glücklicherweise nicht durch Arbeit davon abgehalten werden, die Spiele im Fernsehen anzugucken


Lisa hat sich jetzt noch einmal zu Wort gemeldet und uns beide doch tatsächlich Snobs genannt. Ich habe ihr sofort widersprochen und ihr vorgehalten, dass gerade Du immer so bescheiden bist. Sie dagegen stolziert mit ihrem vornehmen Pelz durch die Gegend - gerade hat sie Nachbars Kater Anton noch eine proletenhafte bayrische Bauernkatze genannt. Ich habe Dich auf jeden Fall verteidigt, wollte aber auch andererseits Lisa lieber nicht zu sehr verärgern, immerhin ist sie ein Halbperser und ist vielleicht verwandt mit einem Nachfahren der Katze des Propheten. Die haben jetzt zwar noch nicht die Atombombe, ich möchte nächsten Winter aber auch nicht frieren.

P.S Ich habe mir jetzt eine gelbe Schirmmütze mit unseren Nationalfarben gekauft. Die setze ich auf und wenn jemand meine mangelnde Begeisterung bemerkt, stelle ich mich doof und behaupte, ein Fan zu sein. Dann könnte es allerdings passieren, dass die Engländer mich verprügeln…

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